Geschichte und Brauchtum

Der Handschuh und das Horn

#Klassenarbeit

Einführung

Es ist kurz vor 12 Uhr am Mittag. Der Mässglöggner begrüsst seine Gäste in der Turmstube der Martinskirche. Bevor er läutet, bekommt er als Lohn für seinen Dienst einen linken, schwarzen Fingerhandschuh aus Wolle. Den rechten erhält er erst zwei Wochen später. Schliesslich soll er auch zum Ausläuten kommen. Vor dem Läuten zeigt der Mässglöggner seinen Handschuh all den Leuten unten auf dem Martinskirchplatz, zum Zeichen, dass die uralte Tradition fortgeführt wurde. Dazu bläst er in ein altes Horn – damit auch niemand diesen langersehnten Moment verpasst.

Aufgabe

Wir lesen, lesen vor oder hören gemeinsam die Geschichte vom Handschuh und vom Horn. Am Ende schreiben wir eine kleine Zusammenfassung der Geschichte.


Geräte und Materialien

  • Heft/Papier
  • Bleistift
Der Mässglöggner bläst zum Einläuten der Herbstmesse ins Jagdhorn.
Der Mässglöggner bläst zum Einläuten der Herbstmesse ins Jagdhorn.

Das Einläuten der Herbstmesse


Seit dem späten Mittelalter läuten die beiden Mässglöggli im Turm der Martinskirche die Herbstmesse ein. So beginnt punkt zwölf Uhr auf allen Messeplätzen der Betrieb. Eigentlich erlaubte Kaiser Friedrich III. 1471 zwei zweiwöchige Messen pro Jahr – eine im Frühling und eine im Herbst. Die Frühjahrs- oder auch Pfingstmesse fand allerdings nur für kurze Zeit statt und verschwand bald in der Versenkung. Am 27. Oktober 1471, dem Sabinentag, läuteten die Glocken des Basler Rathauses die erste Basler «Hèèrbschtmäss» ein. Auf dem Kornmarkt rief der Stadtschreiber die Eröffnung «im nahmen gottes» offiziell aus.

«D Mäss lyttet y, wär mer nit gromt (= kauft), däm schlon y d Schyben y!», riefen im 19. Jahrhundert die Basler Kinder. Heute singen es die Primarschüler aus einem Liederbuch im Kanon. Jahrhundertelang läuteten die beiden Mässglöggli im Turm der Martinskirche die Herbstmesse am 27. Oktober ein. Seit 1926 ist es jeweils der letzte Samstag vor dem 30. Oktober. Vor allem Kinder können den Moment kaum erwarten. Denn in der ersten Viertelstunde der Herbstmesse sind alle Bahnen gratis. Und genau zwei Wochen später läuten die Glöcklein die Messe wieder aus.

Nicht nur Kinder lieben den alten Brauch. Wenn der Mässglöggner den Turm hochsteigt, versammeln sich viele Menschen auf dem Martinskirchplatz oder in der Turmstube und lauschen dem viertelstündigen Läuten der Mässglöggli – die übrigens auch heute noch von Hand geläutet werden.

Handschuh und Horn
Kurz vor 12 Uhr Mittag geht es los: Der Mässglöggner begrüsst die Gäste in der Turmstube. Dann bekommt er als Lohn für seinen Dienst einen wollenen Fingerhandschuh. Aber vorerst nur den linken. Den rechten erhält er erst zwei Wochen später. So will es die Tradition. Denn schliesslich soll der Mässglöggner auch noch zum Ausläuten erscheinen. Zum Beweis, dass die uralte Tradition weitergeht, zeigt er der Menge seinen Handschuh. Dazu bläst er in ein altes Horn. Damit auch ja niemand den langersehnten Moment verpasst.

Wenige Augenblicke vor dem 12-Uhr-Schlag ist es in der Turmstube mucksmäuschenstill. Es ist fast wie beim Morgestraich, kurz bevor es vier Uhr schlägt. Oder vor dem ersten Böllerschuss am Vogel Gryff. Die Leute sind gespannt wie ein Regenschirm. Und wenn die elektrische Glocke zwölf Mal geschlagen hat, sind der Mässglöggner und sein Helfer dran. Von Hand läuten sie mit den beiden hell klingenden Glöcklein während einer Viertelstunde die Herbstmesse ein. Auf allen Messeplätzen beginnt nun der Betrieb.

Spannung auf dem Martinskirchplatz